Es ist ein bißchen irre, und es ist sicher ein Zeichen dieser Zeit, in der alle Werkeuge irgendwie alles hinbekommen und keiner mehr alle Werkzeuge kennen kann, sondern nur die seinen, und sich mehr und mehr darin vertieft, mit diesen Werkzeugen sein Ergebnis zu gestalten. Und so nutze ich, weil ich Fernsehen nicht mag und in viele Fällen dafür auch die Gelegenheit, bestehend aus ruhigem Sitzen und nichts anderem zu tun, selten habe, eine wilde Kombination meiner Werkzeuge, um wenigstens zu hören, was ich schon nicht sehen kann. Gerade bei Gesprächsrunden ist mir oft unklar, warum diese im Fernsehen statt im Radio übertragen werden, und für Menschen mit einer durchgehenden und breitbandigen Internetverbindung ist dies sicher weder tauglich noch, naja. Aber nun, die Sendeanstalten stellen meines Wissens weder diese Sendungen zum Download bereit, noch das reine Gespräch. Ich nutze also ein Skript, das alle paar Tage nach neuen Sendungen schaut, auf einer ebenfalls als Werkzeug dienenden Seite, die genau diesen mangelnden Download zur Verfügung stellt. Dieser Download wird in geringstmöglicher Auflösung durchgeführt. Der Gesprächsteil wird extrahiert und weiter komprimiert. Diese Audiodatei wird auf einen Cloud-Speicher transferiert, und ich bekomme einen Link per Messenger dazu. Und immer, wenn ich dann im Auto sitze und meine zwei Stunden auf der Straße abspule, kann ich auf einen der Links klicken und mir das Gespräch in Form weniger Megabytes anhören, über das dieser kleine Teil der Welt vor Tagen noch diskutiert hat. Ich verbinde das Telefon mit dem Radio, höre zu und frage mich, ob das reine Hören vielleicht auch dazu beiträgt, dass ich die Inhalte dieser Gespräche anders wahrnehme. Und vor allem fällt das wilde Durcheinander an Stimmen auf, das ich aus Radiogesprächen nicht kenne. Man kann sich wohl nicht ausreden lassen, wenn man dabei gefilmt wird, oder gefilmt werden nur Leute, die sich nicht ausreden lassen können, ich weiss es nicht.